t(jO Zweites Kapitel: Die Wirtschaftsverhältn. d. Germanen, etc. Ebenso tritt bei der slavischen Bevölkerung das Leben in Dörfern hauptsächlich dort hervor, wo, wie z. B. in der Ukraine, dieselbe häufige Tartarenüberfälle erwarten konnte. In Anbetracht der letzten Ausführungen vermag ich nicht, den Versuchen Meitzens,die Ansiedlungs- ■bezirke der Kelten und Germanen durch das Vor- herrschen der Meiereien, bezw. Dörfer zu bestimmen, •ein grosses Gewicht beizumessen; beide Arten der Ansässigkeit treffen wir in Germanien schon zur .Zeit des Cäsar und des Tacitus an; die spätere Veränderung in den Wirtschaftsverhältnissen sowie die Ansiedelung der Germanen in den von ihnen unter- worfenen gallisch-römischen Provinzen konnten nur den Dörfern ein Ubergewicht über die Einzelhöfe verschaffen, was auch im nördlichen Frankreich wahrzunehmen ist. Wenn sich indes nicht dasselbe im Gebiete der bur- gundischen und westgotischen Besitzungen wiederholte, wenn sich hier die Meierhöfe in grösserer Zahl erhielten, so geschah dies aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Grunde, weil die Germanen in den betreffenden Ge- bieten nicht als Eroberer, sondern als Kolonisten er- .schienen, welche von der Bevölkerung freiwillig herbei- gerufen und zu einer Teilung mit den Bömern zuge- lassen wurden. Der Gemeindebesitz verträgt sich nicht minder wie der lndividualbesitz mit der tatsächlichen Be- arbeitung der Felder nicht durch ihre Eigentümer, -sondern durch von ihnen abhängige Bewohner. In den nordwestlichen Provinzen Indiens, dort, wo der Boden auf dem Grundsatze des Gemeineigentums den kriegerischen und zum Ackerbau wenig geneigten Badschputenstämmen gehört, wird die Landwirtschaft 1) Siedelung und Agrarwesen der Germanen, Bd. I, S. B15 •bis 52G.