t(jO Zweites Kapitel: Die Wirtschaftsverhältn. d. Germanen, etc. die Germanen wählen als Platz der Ansiedelung und der wirtschaftlichen Ausbeutung die Nachbarschaft eines liebgewonnenen Waldes, Feldes oder Baches.1) Selbst in den Dörfern wohnen sie ähnlich den Bauern unserer Ukrainesloboden nicht in dichtbebauten Strassen sondern in Höfen, welche von einer grösseren, bei uns als Gemüse- und Obstgärten, bei jenen dagegen aller Wahr- scheinlichkeit nach zur Viehweide dienenden Fläche um- geben sind. Tacitus schreibt diese Besonderheit zwei Ursachen zu: der Furcht vor Feuersbrunst und dem Mangel an Kenntnissen in der Baukunst.2) Nach meiner Ansicht sollte jeder Versuch, die An- siedlungsarten nicht durch die Notwendigkeit der Ver- teidigung und durch wirtschaftliche Verhältnisse, sondern durch psychische Eigenschaften der Nation zu erklären, endgültig aufgegeben werden. Wer hat nicht gehört, dass es den Slaven ebenso eigentümlich sei, in dicht- bebauten Dörfern, wie den Germanen in gesonderten Einzelhöfen zu wohnen? Nun erweisen die latei- nischen Urkunden Galiziens, dass noch im Ii. und 15. Jahrhundert die slavischen Ansiedelungen von den deutschen sich durch nichts sonst unterscheiden, als dadurch, dass jene zerstreut liegen. Die Slaven leben nach dem Ausdrucke der Urkundenverfasser sparsim modo rliutenico, die Deutschen in una linea se- cundum jus theutonicum;3) und daran ist nichts Wunder- bares, da die deutschen Kolonisten in Galizien nicht nur die Industrie und Handelsklasse, sondern auch eine auf gegenseitige Hülfe angewiesene Minderheit darstellen. 1) Cap. XVI: Nullas Germanorum populis urbes habitari satis notuni est, ne pati quidem inter se iunctas sedes. 2) Colunt discreti ac diversi, ut fons, ut campus, ut nemus placuit. 3) S. Linnitschenko, Àbriss der Stäudegeschichte Galiziens im XIV. und XV. Jahrhundert, Moskau 1S94.