Neurath. 223 nicht beantwortet. Wir werden im folgenden Kapitel sehen, dafs es anders auch nicht sein konnte. Mit der Schäffleschen Krisentheorie berühren sich die Ausfuhrungen von Wilhelm Neurath*), in denen das Krisenproblem eine Zentralstelle einnimmt**). Als Haupt- ursache des Phänomens, dafs m unserer Volkswirtschaft die steigende Produktivität sich von einem gewissen Punkte au in sinkende oder verschwindende Rentabilität ver- wandelt", betrachtet Neurath âeinerseits die Art, wie wir im geschäftlichen Leben den Gesamtwert einer ganzen G-ütermasse bestimmen, und anderseits die Art, wie wir die Unternehmungen oder Geschäfte für die ihnen zur Bewirt- schaftung übertragenen Anlage- und Betriebsmittel mit Zahlungspflichten belasten" (S. 244). Die heutige vom Grenznutzen abhängende Wertbildung wird von Neurath mit einer ârichtigen", âwahren", ânatürlichen" Wertbildung kontrastiert, bei der der Gesamtwert eines ganzen Güter- vorrats durch Hinzukommen weiterer Güter immer weiter wachse und nicht, wie gegenwärtig, in seinem ganzen Um- fang sich verändern, ja sogar abnehmen könne (S. 246). Das zweite krisenbildende Moment sieht Neurath im Zins- nehmen tmd eo ipso in der Vorwegnahme künftiger Erfolge; dies sei ein âPhantom", welches die âganzeLebensentfaltung" der Volkswirtschaft hemme. Denn, meint Neurath, âvon Natur aus gehört nicht zu den Bedingungen gesunder Produktion und Wirtschaft, dafs sie aus Wert mehr Wert, aus Geld mehr Geld erziele" (S. 208 ff.). Zur Realisierung seines mit Begeisterung verfochtenen sozialen Ideals, oder, wie er es selber ausdrückt, âzur Erlösung von den uns am schwersten drückenden sozialökonomischen Ãbeln" vermögen, nach *) Wilhelm Neurath, Gemeinverständliche nationalökono- mische Vorträge. Geschichtliche und letzte eigene Forschungen, herausg. von Prof. E. 0. von Lippmann, Braunschweig 1902. Ich wähle dieses Werk zu meinen Zitaten, da hier der Verfasser seine Gedanken in gedrängter Form ausdrückt. **) Für das Krisenproblem kommen besonders die Vorträge IX, X, XI und XII in Betracht.