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Kalkulation. Bankrotte.
der erwarteten Schwankungen durch die mittlere Ab-
weichung von diesem Durchschnitt angenähert
werden. Auf diese "Weise wird eine objektive Grundlage *)
gewonnen, okne die keine Rechnung überhaupt möglich
wäre. Der Unterschied von der subjektiven Auffassung,
die ebenfalls von einer solchen Grundlage ausging, ist mit-
hin der, dafs wir diesen Durchschnitt bewufst als eine An-
näherung der im konkreten wirtsckaftliclien
Handeln realiter existierenden Gröfse einführen.
Die wirtschaftlichen Störungen erscheinen dann nickt als
Abweichungen von irgend einem „Normalniveau'', einer
„prästabilierten Harmonie" oder einem „Gleichgewichts-
zustand", denen, wie wir wissen, im konkreten wirtschaft-
lichen Leben nichts entspricht. Werden nun die in der
Kalkulation zum Ausdruck gelangenden Erwartungen ganzer
Gruppen von Wirtschaftssubjekten nickt erfüllt, so entsteht
die „Epidemie der Zahlungseinstellungen", auf che fast ahe
Krisentheoretiker hmgewiesen haben. Licles nicht die Zahl
der Konkurse allem macht die wirtschaftliche Störung aus,
sondern vor allem deren Qualität. Die Zahl allein kann
sick sekr wokl als trügerisch erweisen; denn bei sehr
grofsen Passiven und besonders wenn die Gläubiger nicht
allzu zahlreich sind, kommen allerlei Abmachungen, „Sa-
nierungen" usw. leichter als bei kleinen Sckulclenmassen,
und meistens ganz okne Vermittlung des Konkursrickters
zustande. Siekt man von reinen Spekulationskrisen ab, so
kann man als Merkmal der wirtschaftlichen Störungen die
besonders starke Zunahme der Zahl der unverschuldeten
Bankrotte bezeichnen. Die Schuldfrage, die überhaupt
schwer feststellbar ist und trotzdem von vielen modernen
Statistiken rnckt unbeantwortet gelassen wird, könnte bei
*) Es ist interessant festzustellen, dafs das Bestreben, einen der-
artigen „Nullpunkt" für die Krisentheorie zu gewinnen, fast in jeder
Krisenlehre mehr oder weniger deutlich zum Durchbruch gelangte.
Fafst man aber die Störungen als Abweichungen von einer subjektiven
Norm auf, so ist die Willkür bei der Peststellung des Ausgangs-
punktes nur zu erklärlich.