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Ich wiederhole meine Frage : soll dieser eigentlich „un-
verdiente Wertzuwachs" der Gemeinde überwiesen werden?
Würde er dadurch denjenigen zu teil werden, die ihn tat-
sächlich verdient haben ? Nehmen wir als Beispiel Berlin:
wodurch ist es groll geworden ? Sicherlich nicht in letzter
Linie deshalb, weil es Reichshauptstadt geworden ist, weil
dort die Parlamente, zahlreiche Regierungsgebäude, präch-
tige Museen, hervorragende Unterrichtsanstalten ihren
Standort haben. Dafs dem so ist, wird doch wohl niemand
der Stadt Berlin als ein Verdienst anrechnen. Wie beider
Reichshauptstadt die Gesamtheit der Staatsbürger, so sind
bei jeder Stadt mehr oder minder die Einwohner der be-
nachbarten Dörfer und Flecken wesentlich mitbeteiligt an
dem Wachsen der Stadt und der Steigerung ihres Reich-
tums I8S).
Wenn also etwa durch Einführung einer Besteuerung
des unverdienten Wertzuwachses die Gesamtheit der übrigen
städtischen Steuerzahler wesentlich entlastet würde, so
wäre das indirekt eine Benachteiligung der kleineren und
sich langsamer entwickelnden Ortschaften, die weitere üble
Folgen nach sich ziehen würde, vor allein müfste dadurch
der Zug vom Lande und aus den kleineren Städten in die
Grofsstädte wesentlich gefördert werden.
Mutatis mutandis ist hier auch folgender Satz von Paul
Leroy - Beaulieu zutreffend: „La nationalisation du sol est
une absurdité et une injustice, car une nation ne peut
avoir plus qu'un individu un droit exclusif à la jouissance
du sol, sur lequel le hasard l'a placée."
Wenn man sagt, dais die Steigerung der Bodenrente
der „Gesamtheit" zukomme, weil sie die Werterhöhung be-
wirkt habe, so wird darauf zu erwidern sein, dafs wohl kein
wirtschaftliches Gut an den Markt kommt, von dem der
Verkäufer sagen kann, dafs es durch sein Verdienst ent-
standen sei, che Gesellschaft und ihr „Ureigentum" d. h.
die Natur helfen weit mehr, als man bei oberflächlicher
Beobachtung zuzugeben bereit ist. Das Können und Wissen
des einzelnen ist nur zum Teil eigenes Verdienst, zum Teil